Wo für das Glasfasernetz, die Kanalisation oder die Fernwärme die Strasse aufgerissen werden muss, wird danach neu aspaltiert und betoniert, als ob sich die Strasse für den Transitverkehr und 40-Tönnern ausgelegt sei. Velo und Rollator hingegen werden gezwungen ohne Zebrastreifen über die Fahrbahn zu eilen und über scharfe Randsteine zu klettert.
Der Strassenbau für die Tempo 30-Zone wird zwar in der pitoresken Altstadt sorgfällig angepasst (siehe Augustiner- und Malzgasse), in Quartierstrassen hingegen ändert sich kaum etwas (siehe Engelgasse) . Es dominieren nach wie vor die Seitenparkplätze und velofeindliche Randsteine.
Kernzone: Tempo 20 und eingeebnetes Trottoir
Altstadt: Tempo 30, klimafreundliche Kopfsteine und Veloabstellplätze
Wohnquartier: Asphalt und menschenfeindliche Randsteine
Nach endlosen Debatten zur Einführung von Tempo 30 auf Quartierstrassen beginnt diejenige der Fussgängerstreifen. Einfache und nützliche Streifen werden abgekratzt. Da und dort können mit Ausnahmeregelungen die Streifen gehalten werden. Diese werden dann mit kostenintensiven Mittelinseln ausgebaut. Die Zahl der Randsteine nimmt damit nicht ab, sondern zu. Auf der Velospur wird es dazu noch gefährlich eng. So will es das Astra. Für Velo, Rollator und Klima sind Tempo 30-Strassen kaum komfortabler als Tempo 50-Strassen. Auto und Asphalt dominiert selbst nach umfassenden Infrastrukturerneuerungen den Strassenraum. Das ist sehr frustrierend ansehen zu müssen.
.Die Randsteine machen nebst beladenen Velos oder E-Bikes auch den Gehhilfen zu schaffen. Das punktuelle Anrampen mit Gummikeil, Asphalt, Beton oder ganz einfach mit einem Holzprofil verbessert den Komfort. Für eine Siedlung, wo Bewohner bewusst auf das eigene Auto vor der Haustüre verzichten (siehe unten Urs-Graf Strasse), ein Armutszeugnis der Planer. Statt der alten Menschen an der Gehhilfe sollten die menschenfeindliche Randsteine das Auslaufmodell sein.
Für Fussgänger ist der anstrengende Tritt ins Drämmli und Stufen zum Hauseingang dank Niederflurdrämmli und Rampen bei öffentlichen Institutionen abgelöst. Dem Behindertengesetz sei dank. Nur bei privaten Immobilien und beim Strassenbau scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Selbst in Tempo 30-Zonen wird mit menschenfeindlichen Randsteinen nicht gespart. (Bildreihe nachfolgend). Auch für das Entsiegeln von Parkflächen sehen die Planer keinen Anlass. Es ist höchste Zeit, auch beim Tiefbau Regelwerke einzuführen, welche auch in Quartierstrassen Mensch und Klima statt das Auto bevorteilen.
. .Velofreundliche Städte in Europa
'Nur weil es beim Strassenbau seit Jahrzenten in eine Richtung geht, den Autoverkehr flüssig zu halten, heisst das nicht, dass sie sich nicht ändern können. Rotterdam ist ein perfekter Entwurf einer Nachkriegsstadt, die um das Auto entworfen wurde, die Platz für Spazieren, Radfahren, Transit und das öffentliche Leben zurücknahm' schreiben Melissa & Chris Bruntlett auf ihrem Blog und zeigen gleich per Youtube-Video, wie es sich velofahren lässt in Rotterdam und andren velofreundlichen Städten.
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