Die Aufenthaltsqualität bei der Haltestelle Breite ist trotz der Schallschutzgläser entlang der aufgeständerten Autobahn nicht sehr erfreulich. Die seit einer gefühlten Ewigkeit geforderte Einhausung der Osttangente ist unterstütztenswert. Am Knotenpunkt sind die Emissionen wegen der zahlreichen Rampen trotzdem kaum abzustellen. Um den Komfort für ÖV-Benutzer zu verbessern, hat VELOP.CH bereits 2021 eine hermetisch geschlossene Kuppel entworfen (siehe Bild oben).
Wegen der Ähnlichkeit zur Situation an der Breite muss mit einer Neuorganisation bei der Haltestelle Solitude den Fussgängern und wartenden ÖV-Fahrgästen lärm- und schadstofffreie Passagen und Zonen zugebilligt werden. Darauf im Entwicklungskonzept einen Fokus zu legen, ist leider ausgeblieben. Das Thema Lärm wäre insofern wichtig, da Fussgänger und Velo die Rheinufer-Promenade wegen der Geräuschkulisse der Grenzacherstrasse vorziehen.
Das Konzept einer stadtraumprägenden «Urbane Achse Grenzacherstrasse» im Bereich Gehdistanz zur Schwarzwaldallee mag wegen der Geräuschkulisse und der Schadstoffbelastung nicht ganz zu überzeugen. Die Option, auf diesem Abschnitt für MIV und Langsamverkehr auch getrennte Wege anzubieten, z.B. schallgeschützte Hüllen, parallel geführt, in Form einer Brücke überführt oder durch den Bypass unterführt zu prüfen, verdient eine Erwähnung.
Obwohl den Behörden schon seit Jahren klar ist, dass eine Verbesserung der Gemischtnutzung der Promenade für Velo und Fussgänger beim Solitüdepark durch eine Verbreiterung des Wegs erzielt werden müsse, liess man sich mit der Umsetzung Zeit. Mittelfristig würden sich mit der Neugestaltung des Südareals von Roche neue Möglichkeiten auftun.
Und wirklich, die Pläne eines Roche-Bau 3 sind seit November 2022 aufgelegt, es drängt sich eine Entscheidung auf. Es droht leider eine Nulllösung, für einen durchgängigen Boulevard wird es mit dem geplanten Bau 3 noch enger, sofern die Baulinie tatsächlich 5 Meter zum Rheinufer hin zu verlegt würde, wie dies im Auflagegenstand zu sehen ist. Eine solche Bauzonenänderung ist bewilligungspflichtig.
Mitarbeiter aus aller Welt, die bei der Roche an innovativen Live Science Programmen forschen, ihre Kinder im Veloanhänger zur Kita im Solitudenpark chauffieren oder vom Birsfelden velopendeln etc. würden sich am allermeisten über eine grosszügige Rheinpromenade freuen. Das wäre nebenbei auch für die Lokalbevölkerung grossartig. Dass es geht, kann man bei diversen Entwicklungs-Arealen sehen, die dem Bedürfnis nach Öffnung nachgeben.
Im Dezember 2022 bewilligt der Grosse Rat mit grossem Mehr einen Projektierungskredit von 2,3 Millionen Franken für die Neugestaltung der Solitude-Promenade entlang des Kleinbasler Rheinufers. Ein damit genehmigter Projektwettbewerb soll aufzeigen, wie künftig ein konfliktfreies Nebeneinander von Velo und Fussgängern möglich ist.
.Aufgaben und Ziele des Konzeptes
Das Bundesamt für Verkehr plant im Rahmen des Ausbau- schrittes 2035 eine neue S-Bahn-Haltestelle zwischen dem Badischen Bahnhof und dem Rheinufer. Die Haltestelle Ba- sel Solitude soll im Jahr 2031 in Betrieb genommen wer- den, vorerst mit einer Perronlänge von 230 m und nach einer weiteren Ausbaustufe mit der vollen Länge von 320 m. Die Realisierung der Haltestelle steht im Rahmen der lang- fristigen Bahnentwicklung der Region Basel. Es wird mit etwa 5000 Ein- und Aussteigenden pro Tag gerechnet.
Die Inbetriebnahme der Haltestelle bietet die Chance, ein Treiber der zukünftigen städtebaulichen Entwicklung im Raum Wettstein / Grenzacherstrasse / Rankhof zu sein. Vorausset- zung dafür ist, dass der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur mit der stadträumlichen Entwicklung optimal abgestimmt ist. Das vorliegende Konzept zeigt auf, wie dies bis zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme 2031 und bis zum Endaus- bau der Haltestelle im Zeithorizont 2050+ gelingen kann. Damit dient das Konzept der Koordination und Steuerung der räumlichen Entwicklung im Umfeld der geplanten Hal- testelle Solitude, indem es aufzeigt, wie:
• die verkehrliche Situation klar und gut organisiert werden kann;
• der Fuss- und Veloverkehr in den Fokus gerückt und möglichst priorisiert werden kann;
• künftige Quartierentwicklungen in das Stadtgewebe eingebunden und ergänzt werden können;
• bestehende Freiraumqualitäten gestärkt werden können und die freiräumliche Vernetzung weiter ausge- baut werden kann;
• ökologische Vernetzung und stadtklimatische Verbesse- rungen gefördert werden können;
• sich die stadträumlichen Ergänzungen positiv auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer im Quartier auswirken können.
Räumliche Analyse
Das Umfeld der geplanten Solitude bietet ein facettenrei- ches Bild: Die beiden übergeordneten Achsen der Grenza- cherstrasse und der Schwarzwaldstrasse prägen den Raum. Ebenso prägend ist der Arbeitsplatzstandort der Firma Hoff- mann-La Roche AG. Die kürzlich realisierten oder kurzfristig geplanten Entwicklungen, wie beispielsweise die Wohn- überbauung Eisenbahnweg, der Neubau des Busdepots, aber auch längerfristige Entwicklungen im Stadtraum Ost lassen die zu erwartende Dynamik und den Entwicklungs- druck erahnen. Das an einigen Orten bereits sehr urban an- mutende Gebiet wird neben der baulichen Transformation auch eine markante zusätzliche Belebung erfahren. Be- züglich Freiräumen bietet der Raum einige «Perlen», allen voran den Solitudepark und die Paul Sacher-Anlage, aber auch die Rheinufer-Promenade oder die ruhige Schwarz- waldallee, die Bergalingerstrasse und die Anlage bei der Schwörstadterstrasse. Im Kontrast zu diesen Qualitäten sind grosse Teile des Gebietes verkehrsdominiert – sei dies durch den motorisierten Verkehr oder durch die beiden grossen Transitachsen der Bahn und der Nationalstrasse. Diese Ach- sen haben eine grosse Barrierewirkung und verdrängen oder erschweren den stadtverträglichen Fuss- und Velover- kehr grösstenteils. Dies führt zu einer Ballung des Fuss- und Veloverkehrs entlang der Solitude-Promenade, welche sich im Bereich der Brückenköpfe der Rheinbrücken stark verengt. Hinsichtlich der geplanten Haltestelle sind insbe- sondere die engen Platzverhältnisse in der Grenzacher- und der Schwarzwaldstrasse eine grosse Herausforderung.
. .Wesentliche Elemente der Konzeption
Das Konzept gliedert das Umfeld der geplanten Haltestelle Solitude in drei Fokusräume:
• Die stadtraumprägende «Urbane Achse Grenzacher- strasse»
• Der aktivierte «Metroraum Schwarzwaldstrasse» unter der Autobahnbrücke
• Der Raum entlang des «Rheinbords»
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Massnahmen
Im Zeithorizont 2030 geht es vor allem darum, die Haltestelle funktionierend in den Stadtraum einzubinden. Dazu wird ein Hauptzugang an der Ecke Grenzacher/ Schwarzwaldstrasse erstellt, welcher die Reisenden mit dem städtischen Busnetz verbindet, ausreichend Veloabstellplätze bietet und ein angenehmes und barrierefreies Umsteigen ermöglicht. Dazu gehören möglichst kurze Umsteigewege, Querungsmöglichkeiten und Velozufahrtswege. Der Raum unter der aufgeständerten Nationalstrasse soll heller und freundlicher gestaltet werden. Ein zweiter Zugang soll zudem das Rheinufer erschliessen, und die bestehende Passage im Bereich des Brückenkopfs soll verbreitert und aufgewertet werden. Um eine Verlagerung des schnellen Veloverkehrs von der Solitude-Promenade auf die Grenzacherstrasse zu erreichen, müssen erste Verbesserungen für den Veloverkehr auf der Grenzacherstrasse umgesetzt werden.
Der Zeithorizont von 2030 bis 2050+ ermöglicht Spielraum für tiefgreifendere Veränderungen. In der Grenzacherstrasse kann durch die Aufhebung des Underfly auf Stadtebene der Strassenraum neu organisiert werden. Es werden neue Flächen gewonnen und damit mehr Raum geschaffen für den Fussund Veloverkehr, für die geplante Tramlinie in Seitenlage sowie für die Umsetzung von Massnahmen zugunsten des Stadtklimas und Stadtgrüns. Dadurch wird die Grenzacherstrasse für den schnellen Veloverkehr massgeblich attraktiver, was die gewünschte Verlagerung des schnellen Veloverkehrs von der Solitude-Promenade auf die Grenzacherstrasse beschleunigen wird. Der dritte Zugang zur Haltestelle, ungefähr auf Höhe der Beuggenstrasse, ermöglicht die Erschliessung des bisher isolierten «Gleisdreiecks» und damit des Hirzbrunnenquartiers. Wo möglich werden Flächen entsiegelt und neue, publikumswirksame Nutzungen entlang der Haltestelle in den Bahndamm integriert. Mit der Eröffnung des Rheintunnels ergibt sich zudem die Chance, die vom Kanton geforderte Redimensionierung der Osttangente umzusetzen. Über einen neuen Steg, welcher ausserhalb des Brückenkopfs entlang des Rheins verläuft, kann der Fussverkehr vom Veloverkehr getrennt werden.
Ausblick – wie geht es weiter?
Die Projekte des Kantons werden parallel zu den Bahninfrastrukturprojekten vorwärtsgetrieben, um die Einbettung der neuen Infrastrukturen optimal zu gewährleisten. Die Koordination dieser Vorhaben erfolgt im Rahmen der Planung des Bahnknotens Basel. Während das Bundesamt für Verkehr und die Infrastrukturbetreiberin die Planungen der Haltestelle vorantreibt, erstellt der Kanton eine Vorstudie für den Raum Grenzacherstrasse / Schwarzwaldstrasse / Solitude-Promenade, welche die im Konzept definierten Massnahmen konkretisiert. Die längerfristigen Entwicklungsoptionen für den Zeithorizont 2050+ werden dabei berücksichtigt. Insbesondere geht es darum, die Machbarkeiten der Massnahmen nachzuweisen und mit dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) abzustimmen. Die genannte Vorstudie ist zudem eng mit der Weiterbearbeitung des Vorprojekts zur Solitude-Promenade zu koordinieren.
Dokumente zur Vernehmlassung
Konzeptbericht | Einladungsschreiben zur Vernehmlassung | Fragebogen zur öffentlichen Vernehmlassung
Dokumente informativ
Entwicklungskonzept Stadraum Solitude: Kurzfassung