Der Aeschenplatz ist ein sehr komplexer Verkehrsknoten und anspruchsvoller Stadtplatz. Die Verkehrskommission des Kantons teil mit, dass der Knoten besonders als ÖV-Umsteigepunkt, Tor zur Innenstadt und Standort vieler Arbeitsplätze nicht erfülle. Das Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) beauftragte darum ein externes Fachplanerteam, begleitet wurde die Planung von einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe sowie einer Begleitgruppe mit Vertretungen aus Politik, Quartier und Verbänden, eine Vorstudie zur Verbesserung der Verkehrssituntion zu erstellen. Der priorisierte Vorschlag wurde im Herbst 2022 zur Verfeinerung dem Parlament vorgelegt.
Das Verkehrssystem (Pkt.7.1): Das Verkehrsregime auf dem Aeschenplatz entspricht einem Grosskreisel. Dieser erstreckt sich von der St. Jakobs-Strasse bis zum Brunngässlein und bindet so alle Hauptverkehrsstrassen an den Kreisel an. Der aufgrund des hohen Tram- und Fussverkehrs-Aufkommens neuralgische Punkt an der Zufahrt zur Aeschenvorstadt liegt ausserhalb des Kreisels.
Zugunsten hoher Verkehrssicherheit wird das Geschwindigkeitsniveau im Kreisverkehr und in den Knoten tief gehalten durch. Damit können die Geschwindigkeitsniveaus aller Verkehrsteilnehmenden einander angeglichen und Bremswege kurz gehalten werden. Auch der Verkehrsfluss verbessert sich dadurch, weil kleinere Verkehrslücken beim Queren bzw. Einfahren in den Kreisverkehr genutzt werden können und damit auch Fahrzeuge weniger gestoppt werden.
Öffentlicher Verkehr
Die Trams werden vom MIV getrennt über den Platz geführt. Die Busse verkehren zusammen mit dem MIV im Kreisel. Die Führung der Tram- und Buslinien und die Haltestellenanordnung ist der Abbildung 29 zu entnehmen. Alle Haltestellen werden hindernisfrei umgebaut. Sowohl beim Tram wie beim Bus ermöglicht eine hohe Haltekante den autonomen Ein-/Ausstieg für zeitweise oder dauerhaft in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen.
Die Tramlinien 3, 14 und 15 (nur bei Var. A) fahren auf dem Platz im Linksverkehr, so dass eine komfortable und attraktive Haltestellensituation beim Kelterborn-Pavillon entsteht. Die ganze Platzfläche zwischen den Gleisen kann als Mittelperron genutzt werden, was das Warten und Umsteigen gegenüber schmaleren Aussenperrons direkt neben der MIV-Fahrbahn markant verbessert. Zudem sind die Sichtbeziehungen zwischen Tram und MIV an beiden Platzenden optimal.
Die Linie 37 verkehrt neu in beiden Fahrtrichtungen via Engelgasse. In der St. Jakobs-Strasse tritt zeitweise ein Rückstau an der Knotenzufahrt zum Aeschenplatz auf, der den Bus behindern würde. Die Verlegung von der St. Jakobs-Strasse in die Engelgasse erhöht die Zuverlässigkeit der Buslinie.
Um das Umsteigen Bus/Tram zu verbessern, sind die Bushaltestellen so nahe wie möglich am Aeschenplatz angeordnet. Für die Buslinie 37 wird in der St. Alban-Anlage eine Ausstiegshaltestelle kurz vor der Einmündung in den Aeschenplatz eingerichtet. Die Einstieghaltestelle (für Endaufenthalt und Einstieg) befindet sich auf der Südseite der St. Alban-Anlage. Die Endhaltestelle der Linien 80/81 wird vor das BaZ-Gebäude verschoben.
Zusätzlich zu den Liniengleisen für den Regelbetrieb sorgen Dienstgleisverbindungen für eine hohe Flexibilität im Trambetrieb. Für geplante und ungeplante Umleitungen bspw. bei Betriebsstörungen, Veranstaltungen und Baustellen ist es erforderlich, dass Trams aus allen Richtungen wenden oder auf der Achse Aeschengraben - St. Alban-Anlage durchfahren können. Zudem kann auf den Dienstgleisen das kurzzeitige Aufstellen von Tramzügen z.B. bei einem Defekt oder einem Einsatztram gewährleistet werden, ohne den regulären Trambetrieb zu behindern.
In der St. Alban-Anlage sorgt eine Busspur dafür, dass der Bus in Spitzenzeiten am MIV-Rückstau vorbeifahren kann. Sie darf im vordersten Abschnitt vom MIV für das Rechtsabbiegen ins Brunngässlein mitbenutzt werden. Die Busspur misst heute 110 m und reicht bis zur Einmüdung Engelgasse. Im Projekt ist eine Verlängerung auf 180 m vorgesehen. Dies bedingt die Reduktion des Parkstreifens um 30m (ca. 6 der insgesamt 28 Parkfelder) zwischen dem Knoten Engelgasse und Hardstrasse.
Motorisierter Individualverkehr
Die einstreifige Verkehrsführung auf dem Aeschenplatz vereinfacht für den MIV die Orientierung und reduziert Konflikte (Wegfall Spurwechsel, einfachere Querungsvorgänge). Die tiefe Geschwindigkeit führt zu einer Verstetigung des Verkehrsflusses und zur Minimierung von Unterbrechungen durch den querenden Fussverkehr.
Am Knoten Engelgasse / St. Alban-Anlage kann der MIV nicht mehr die Grabenanlage queren; die Fahrbeziehungen aus der St. Alban-Anlage links in die Engelgasse und von der Engelgasse links in die St. Alban-Anlage werden über den neuen Kreisel umfahren bzw. aufgehoben.
Der Kreiseldurchfluss wird durch einen Bypass von der St.-Alban-Anlage ins Brunngässlein (auf Busspur) und einen Bypass vom Aeschengraben in die St. Jakobs-Strasse zusätzlich erhöht.
Fussverkehr
Die Neugestaltung des Aeschenplatzes spielt eine grosse Fläche im zentralen Platzbereich für die Fussgängerinnen und Fussgänger frei. Die einstreifige Verkehrsführung auf dem Aeschen-platz ermöglicht kürzere Querungen und bringt weniger Konfliktpunkten mit dem MIV. Dank tiefen Geschwindigkeiten im Kreisel und in Knotenbereichen erhöht sich die Verkehrssicherheit und Attraktivität für den Fussverkehr markant. Alle wichtigen Fussverkehrsquerungen werden mit Fussgängerstreifen ausgerüstet. So können sowohl die Zugänglichkeit zu den Haltestellen als auch die grossräumigen Fussverkehrsverbindungen verbessert werden, insbesondere auch die Längsbeziehung in der Grabenanlage.
Veloverkehr
Auf allen Strassen mit Anschluss an den Grosskreisel (Aeschengraben, St. Alban-Anlage, St. Jakobs-Strasse, Dufourstrasse, Brunngässlein) werden die Velos mittels Velostreifen geführt. Hierdurch werden heute bestehende Lücken auf Velorouten behoben. In Grosskreiseln mit langgezogener Ausdehnung ist das Markieren von Velostreifen zulässig und zweckmässig; Velofahrende müssen nicht wie bei einem normalen Kreisel in der Mitte der Fahrbahn fahren. Daher werden auf beiden langen Geraden Velostreifen markiert, die bei den Ausfahrten in Velobypässe übergehen. Nur für die Weiterfahrt in den Kurvenbereich des Kreisels ordnen sich die Velofahrenden wie im Kreisel ein.
Im Umkreis von 500 m zum Kunstmuseum-Parking liegt ein Teil der St. Alban-Anlage. Auch diese wichtige Verbindung ist eine Basisroute. Im Unterschied zum Brunngässlein hat sie z.T. bereits einen Velostreifen. Nur ist dieser so schmal, dass er kaum Sicherheit bietet und bestenfalls als Fläche zum Passieren von Autostaus taugt. Auch die Mfz-Spur ist schmal und führt folglich zu knappen Überholmanövern. Grund für die schmalen Spuren ist die linksseitige Parkplatzreihe. Auch sie müsste folglich vor der Eröffnung des Parkings zwingend entfernt werden. Davon würde nicht zuletzt auch der Busverkehr profitieren. Text Veloblatt (PDF) Juni 2021, Bild nachfolgend: VELOP.CH
.Eine Gesamtverkehrslösung für Aeschenplatz und Bankverein!
Die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr Nordwestschweiz (IGöV) und der Gewerbeverband Basel-Stadt (GVBS) befürworten die Erneuerung und Umgestaltung des Aeschenplatzes. Der Status quo ist seit Jahrzehnten ein Ärgernis. Der Umgestaltungs-vorschlag der Regierung löste jedoch bei vielen Nutzerinnen und Nutzern des Aeschenplatzes Unbehagen aus. Der GVBS und die IGÖV haben deshalb einen gut austarierten Vorschlag erarbeitet, der wesentliche Verbesserungen enthält.
Mit der Erweiterung des Planungsperimeters auf den Bankverein, gelingt es, den Aeschenplatz zu einer leistungsfähigen, attraktiv gestalteten Verkehrsdrehscheibe weiterzuentwickeln und gleichzeitig den Bankverein als Teil der Innenstadt aufzuwerten. Ziel von IGÖV und GVBS ist es, mit dem Einbezug weiterer Interessensgruppen zu einer politisch breit abgestützten Lösung zu kommen.
Es ist ungewöhnlich, dass sich der Gewerbeverband Basel-Stadt (GVBS) und die Interes-sensgemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGÖV) Nordwestschweiz gemeinsam in Verkehrsfragen an die breite Öffentlichkeit wenden. Auslöser waren auf beiden Seiten die vorliegenden Pläne des Regierungsrates für die Umgestaltung des Aeschenplatzes. Obwohl für beide Or-ganisationen völlig unbestritten ist, dass der Aeschenplatz eines umfassenden «Remakes» bedarf und sie grundsätzlich positiv hinter einer Umgestaltung des Aeschenplatzes stehen, können sie das breite Unbehagen bei vielen Nutzergruppen gegenüber einzelnen Elementen des vorliegenden Projekts nicht negieren.
Mit dem gebündelten Fachwissen beider Organisationen entstand in einem konstruktiven Dialog ein Verbesserungsvorschlag, den GVBS und IGÖV als gut austarierten politischen Kompromiss sehen und dessen politische Akzeptanz sie gegenüber dem Regierungsvor-schlag als wesentlich höher einschätzen.
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Eine Gesamtperspektive für Aeschenplatz und Bankverein
Das Ziel des Vorschlags von IGÖV und GVBS ist eine gute Gesamtsituation für alle Ver-kehrsarten und für alle Funktionen, die der Aeschenplatz zu erfüllen hat – ohne dass neue Konflikte entstehen. Deshalb haben IGÖV und GVBS den Planungsperimeter erweitert und den Bankverein miteinbezogen. In dieser Gesamtperspektive wird der Platz am Bankverein verkehrsberuhigt, indem der Durchgangsverkehr aufgehoben wird. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, den Bankverein städtebaulich aufzuwerten und die innenstädtische Fussgängerachse von der Freiestrasse in die Aeschenvorstadt zu erweitern. Der Aeschenplatz wird erneuert und aufgewertet. Er bleibt aber grundsätzlich verkehrsorientiert. Als leistungsfähige Verkehrsdrehscheibe am Rand der Innenstadt erfüllt der Aeschenplatz eine zentrale Funktion für den öffentlichen Verkehr, den motorisierten Individualverkehr sowie für den Velo- und Fussgängerverkehr. Diese Funktion wird gestärkt.
Der Aeschenplatz wird erneuert, umgestaltet und städtebaulich aufgewertet. Als leistungsfähige Verkehrsdrehscheibe am Rand der Innenstadt bleibt er in seiner Grundkonzeption ver-kehrsorientiert. Die Aufhebung der Strassenquerung in der Mitte des Platzes (Achse Dufourstrasse-St. Jakobstrasse) zusammen mit der Verschiebung der Verbindung zwischen den beiden Seiten des Aeschengrabens begünstigt eine flüssige Verkehrsabwicklung. Die Tramlinien werden schlank und ohne Umwege über den Platz geführt. Die Tramschlaufe wird in die Gartenstrasse verlegt. Der freigewordene Platz erlaubt, ein städtebaulich attraktives Gesamtensemble mit hoher Aufenthaltsqualität zu realisieren.
Das bedeutet für die verschiedenen Verkehrsträger:
.Motorisierter Strassenverkehr
Öffentlicher Verkehr / Tram und Bus
Fussgängerfreundlicher Aeschenplatz
Velo: sicherer und direkter