Velo parkt mit Gleisanschluss

Veloschwerpunkt am Bahnhof Basel SBB wo?

Basel-Stadt skizziert in seinem Entwicklungskonzept einen Velotunnel (blau) und legitimieren damit schon bei der Ausschreibung des Architekturwettbewerbs Nauentor den Veloschwerpunkt Ost aufzugeben, noch bevor ein Strich gezeichnet ist. Das Vorgehen ist dreist. Erfahren Sie Hintergrundinformationen zur Sanierung der Peter-Merian-Brücke.
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Im Kommissionsbeschluss vom 25. Januar 2021 wurde festgehalten, [dass die] seit geraumer Zeit geforderten Nord-Süd- und Ost-Westverbindungen für den Veloverkehr realisiert werden [für die BRK von zentraler Bedeutung ist]. Die diesbezüglichen vagen Formulierungen der Vertreter des BVD und der Investoren [Planauflage vom 31.5.2018] führten beinahe dazu, dass der Ratschlag zurückgewiesen wurde. Die Wichtigkeit des Projekts, die drohende Brache an diesem prominenten Ort Basels sowie die angedeuteten Zugeständnisse und die Bereitschaft des BVD und der Investoren zur künftigen Lösungsfindung führten dazu, dass sich die BRK zu einem Kompromiss durchringen konnte.

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Neue attraktive Verbindungen der Stadtteile und der Quartiere sowie eine attraktive Zugänglichkeit zur Bahn sind selbstverständlich Bestandteile der Planung.

Antwort der Regierung auf eine Interpellation (PDF) betreffend Ausgestaltung des Projekts "Nauentor" als Gleisquerung im Bahnhof Ost am 4.12.2017.
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Das Postreitergebäude liegt direkt an zwei kantonalen Velorouten. Von West nach Ost verläuft durch das Gebäude (Post-Passage) und entlang des Peter Merian-Wegs ein grundsätzlich gut erschlossener Veloweg. Eine Basisroute in Nord-Südrichtung verläuft an der östlichen Gebäudeseite auf der Peter Merian- Brücke. Diese Veloverbindungen kreuzen sich an der östlichen Gebäudeseite auf der Peter Merian-Brücke. An dieser Kreuzung kommt es aufgrund der hohen Frequentierung durch PKWs, LKWs, FussgängerInnen und Velos oft zu heiklen Situationen zwischen den Verkehrsteilnehmern. Eine Entflechtung der Verkehrsträger scheint der BRK unabdingbar. Die im Rahmen des Ratschlages angestrebten Verbesserungen der Velorouten sind der BRK jedoch zu vage, da sie weniger auf Fakten als auf dem Prinzip Hoffnung beruhen. [...]

Das Fehlen einer (gefahrlosen) Nord-Südverbindung für den Veloverkehr ist sowohl den Investoren als auch dem BVD bewusst. Die Investoren teilten der BRK mit, dass sowohl mit dem Amt für Mobilität als auch auf eigene Faust bislang leider vergeblich nach Lösungen gesucht wurde. Hauptschwierigkeit ist dabei der grosse Höhenunterschied der Start- und Zielpunkte. Die Investoren betonen jedoch, dass die Lösungsfindung Teil des anstehenden Architekturwettbewerbes sein werde. In diesem Sinne könne zum heutigen Zeitpunkt keine Verbindung garantiert werden, da dem Findungsprozess nicht vorweggegriffen werden könne. Die Investoren zeigen sich jedoch optimistisch, dass eine Lösung gefunden werden kann.

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Verbesserung der Querungssituation für den Veloverkehr (Basisroute) zwischen den Quartieren Gundeldingen und St. Alban und damit bessere Anbindung des Gundeldingerquartiers an die Innenstadt (via Heumatt- bzw. Gartenstrasse). Die Verbindung ist mit den Vorhaben zum Ausbau der Bahninfrastruktur und städtebaulichen Entwicklungen um den Bahnhof Basel SBB (Nauentor u.w.) zu koordinieren.

Teilrichtplan Velo des Kantons Basel-Stadt, aktualisiert am 2. Juli 2019, Strategie- und Massnahmenbericht p 26 (PDF).
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Am 10.12.2021 ist die Ausschreibung des Architekturwettbewerb Nauentor erfolgt. Das ist sehr erfreulich. Damit würde [Zitat] der Vernetzung und Durchquerbarkeit für den Fuss- und Veloverkehr im heutigen und künftigen stadträumlichen Kontext höchste Aufmerksamkeit zugeteilt [Zitat Ende]. Die wichtige Nord-Südverbindung als wichtige Velopendlerroute wird in der Ausschreibung aber nur lapidar eingefordert als [Zitat] öffentliche Veloanlage, die beidseitig befahrbar (Hochstrasse / Solothurnerstrasse und Gartenstrasse) zugänglich und untereinander verbunden ist [Zitat Ende].

Wo ist das Basler Velokonzept geblieben? Noch im September 2021 organisiert die Planungsgruppe Gundeldingen ein Podiumsgespräch mit RR Esther Keller, dem Projektleiter Samuel Diethelm und Anina Ineichen von Pro Velo und stellt die Frage: Mit dem Velo über den Bahnhof Basel SBB, aber wo? Interessierte erfahren, dass die im Richtplan verzeichnete Veloquerung Ost wegen der Höhendifferenz eher eine Velounterführung sei. Damit scheint die vage Formulierung in der Ausschreibung des Architekturwettbewerbs legitimiert und der Veloschwerpunkt Ost bereits aufgegeben, bevor ein Strich gezeichnet ist.

Die Regierung muss sich dank einer Interpellation vom 12.1.2022 in Sachen 'Doch keine richtige Veloverbindung durchs Nauentor?' erklären, denn die geplante beidseitig zugängliche Veloabstellanlage muss zur Veloverbindung für die Nord-Süd-Verbindung aufgewertet werden: Die Veloverbindung in Nord-Süd-Richtung durch das Nauentor dient der Erreichbarkeit der hier vorgesehenen 400 (bis maximal 800) öffentlichen Veloabstellplätze von beiden Seiten des Gleisfelds. Da diese Veloabstellplätze direkten Zugang zu den Perrons haben werden, sind sie besonders attraktiv für die Bahnkundschaft. Zugleich bietet diese Veloverbindung eine fahrbare Alternative zur Peter Merian-Brücke, wobei es allerdings einen weit grösseren Höhenunterschied zu überwinden gilt. [in Unkenntnis, ob eine Fuss-/Veloverbindung im Parkdeck, parallel dazu oder darüber realisiert werden wird!] Der Kanton war bei der Ausschreibung der Präqualifikation zur Auswahl von vier bis fünf Planungsteams involviert. Er wird auch beim Programm des Studienauftrags mitwirken und dafür sorgen, dass die Rückmeldungen der Vertreterinnen und Vertretern der Quartierorganisationen in die Formulierung der Aufgabenstellung einfliessen.

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Mit dem Velweggesetz gibt es einen Auftrag an den Bund, die Kantone und Gemeinden, die Infrastruktur für das Velofahren zu verbessern.

Marianne Maret, Präsidentin Cycla, velojournal.ch am 18.3.2022.
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Der Erklärung entnehmen wir erstaunt, wie von 400 bis maximal 800 [ seit wann 800? ] Veloabstellplätzen statt von einer Veloabstellanlage die Rede ist. Die Regierung gesteht der unmittelbaren Gleisnähe von Veloabstellplätzen immerhin eine gewisse Qualität zu, windet sich aber sprachlich um den Begriff einer Velostation. Das Tiefstapeln der Regierung Basel-Stadt lässt darum nichts Gutes erahnen, sind doch solche Einrichtungen inzwischen  auch auf weniger urbanen Gebiet äusserst gefragt, im Wissen damit die Veloförderung einfach und effektiv umgesetzt zu sehen.

Das BVD schreibt auf Anfrage, ob die Ausschreibung entsprechend den Velo-Beschlüssen nicht nachgebessert werden müsste: In der Ausschreibung zum Nauentor braucht es bezüglich Veloverbindung keine Anpassungen, da die Festsetzung im Bebauungsplan sowohl der Verwaltung wie der Post und SBB bestens bekannt und in der weiteren Projektentwicklung auch bearbeitet wird. Der eigentliche Studienauftrag mit detailliertem Programm startet im März 2022. Die Ausschreibung von Dezember 2021 mit einem summarischen Beschrieb der Aufgabenstellung diente der Präqualifikation von Teams. Im Beurteilungsgremiums des Studienauftrags sind Vertreter der Verwaltung (u.a. auch des Amts für Mobilität, welche das Anliegen bestens kennen) und auch zwei Vertretungen des Quartiers. Die Forderung einer Veloverbindung wird in der Projektentwicklung also aufmerksam beobachtet und begleitet werden.


Im August 2022 beantwortet der Regierungsrat die Frage einer Interpellation, ob der Regierungsrat bereit sei, zeitnah eine Machbarkeitsuntersuchung in Sachen Veloquerung Bahnhof SBB zu erstellen und sich in dieser verbindlich auf eine oder mehrere Varianten und einen Erstellungszeitraum festzulegen:

Für die komplexen, mit vielen Anforderungen und Vorgaben abzustimmenden Arbeiten braucht es ein zweistufiges Vorgehen: In einer ersten, bereits laufenden Auslegeordnung wird ein breiter Variantenfächer erstellt. Dies erlaubt es, das Potenzial der Varianten im Velonetz abzuschätzen und die für die Machbarkeit relevanten Herausforderungen und einzuhaltenden Rahmenbedingungen zu benennen. Auf Basis der Erkenntnisse aus dieser Auslegeordnung wird der Regierungsrat dem Grossen Rat im Rahmen der geplanten Berichterstattung zu den weiteren Arbeiten zum Bahnknoten und aufgrund der zu erwarteten Kostenhöhe voraussichtlich anfangs 2023 eine Ausgabenbewilligung für die nachfolgende vertiefende Machbarkeitsphase beantragen.

Auf Basis der Erkenntnisse aus dieser Auslegeordnung wird der Regierungsrat dem Grossen Rat im Rahmen der geplanten Berichterstattung zu den weiteren Arbeiten zum Bahnknoten und aufgrund der zu erwarteten Kostenhöhe voraussichtlich anfangs 2023 eine Ausgabenbewilligung für die nachfolgende vertiefende Machbarkeitsphase beantragen. Sobald ein rechtskräftiger Grossratsbeschluss vorliegt, werden die nötigen Detailstudien ausgelöst. Diese arbeitsintensiven und technisch anspruchsvollen Abklärungen werden unter Beizug entsprechender Fachexpertinnen/Fachexperten erfolgen. Siehe auch P wie Passerelle West. Bei einem weit gefassten Planungshorizont bleibt die Regierung untätig und schickt sich an, die Pläne der SBB abzuwarten.

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Das Bau- und Verkehrsdepartement hat seine Kritik bei der hauptverantwortlichen Post sowie der SBB deponiert und wird das nächste Mal von seinem Vetorecht Gebrauch machen, auch wenn dies wie im vorliegenden Fall aus Sicht der Partner sehr zur Unzeit kommen sollte.

 Interpellation Verbindlichkeit des Bebauungsplans Nauentor vom am 12.1.2022.
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Areal Nauentor und die Mitwirkung

Beim Mitwirkungsverfahren sind interessierte Quartierbewohner eingeladen, ihre Bedürfnisse und Bedenken vorzubringen. Folgende Grafiken illustrieren, worum es bei der Kritik unter anderem geht und was auf dem Spiel steht:

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1. Aus Gemischtparken wird Autoparkdeck – ein Rückschritt

Das Parkdeck wurde seit den 80er Jahren für Auto, Fussgänger und 2-Räder gemischt genutzt. Wird die Chance, eine Velostation am Bahnhof Basel Ost vorzusehen verpasst, droht ein Velochaos wie beim Elsässertor.

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Bisheriges 2-Rad-Parking mit komfortabler Zufahrt ab P.-M.-Brücke [1], bedientem Empfang [2], Zufahrtsrampe via Gartenstrasse [3], Getrenntspuren für die Spedition [4], Velo [5], mondänes Veloparking [6], grosszügige Fussgängerführung [7] und Direktzugang zu den Geleisen [8]. Die sogenannte Magistrale ist kein Ersatz, sondern marginalisiert das Bedürfnis der einfachen Durchquerbarkeit zu Fuss und mit dem Velo.
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2. Die Magistrale marginalisiert das Bedürfnis der direkten Gleisquerung

Pendler und Zugreisende müssen Umwege über über das 2. Obergeschoss nehmen. An das bisherige Angebot der Gleiszugänge über die Fussgängerpasserelle Ost müsste angeknüpft werden (siehe Hintergrundinformationen nachfolgend). Statt dessen schwebt dem Kanton eine Unterführung vor, mit enormen Kostenfolgen und weiteren Abhängigkeiten ( Ausbau IWB-Platz, Umbau Bahnhof Ostflügel, Tiefenbahnhof, Neubau BIZ...). Die IG Öffentlicher Verkehr – Nordwestschweiz schweigt sich zu dem Punkt schon zur Vernehmlassung leider aus und glänzt am Dialogverfahren durch Abwesenheit.

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3. Fehlende Scharnierfunktion zwischen den Quartieren

Die Antwort auf die Frage, wie Fussgänger vom Gundeli her die stadtseitige Fortsetzung erreichen, bleiben die Planer schuldig. An der Projektpräsentation im Mai 2018 lautete die Lösung kurz und knapp Fussgängerampel. Auch die Nord-Süd-Verbindung für Velos wird erneut in das Dialogverfahren eingespeist. Ein Vorstoss ist um so dringlicher, nachdem die BRK mit einer Motion die Umsetzung des Teilrichtplans Velo auf Gundeli-Seite des Bahnhofs gefordert hat und die Regierung eine Veloquerung mit der Passerelle West ablehnt. Das Versprechen der Regierungsrat bis Ende 2021 eine Gesamtschau möglicher Veloquerungen zwischen Gundeli und Innenstadt zu entwickeln, ist bis heute ausgeblieben (siehe eingangs Peter-Merian-Brücke für die mittelfristige Verbesserung einer Veloquerung).

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Die beiden NQV (St. Alban-Breite und Gundeldingen) haben am 18. November schriftlich Stellung bezogen zur zweiten Präsentationsrunde der 5 Planungsgruppen. Ihre Kernaussage: Keine der Planungsgruppe konnte bisher überzeugende Konzepte einer Veloquerung vorlegen, weder was die Querung selber noch was den Anschluss an das bestehende Velonetz angeht. Dieser Mangel soll – so der Wunsch – bis zu nächsten Gesprächsrunde im März 2023 behoben sein. Die Quartiervertretung macht sich Gedanken über mögliche Lösungen, präsentiert aber keine Vorschläge und überlässt dies den Fachpersonen, protokolliert die Planungsgruppe Gundeldingen am 22.11.2022.

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4. Ein markantes Zeugnis der Architekturgeschichte geht verloren

Befreiung vom Rostbalken-Image kurz vor Abriss: Während einem Jahr war die Kantine des alten Postgebäudes nun ein Kunst-Gastro-Projekt. : VELOP.CH
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Im April 2023 ist Baubeginn der Leistungserweiterung am Bahnhof Basel SBB Süd. Mit Spannung erwarten wir den Juryentscheid des Architekturwettbewerbs Areal Nauentor. Die Präsentation der Beiträge erfolgt voraussichtlich im April 2023. Siehe Das Nauentor – mit Velostation!

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Quellen
Die Nauentor-Überbauung schafft neuen Lebensraum immobilien.post.ch
Ausbau Bahnhof Basel SBB company.sbb.ch
Kommissionsbeschluss vom 25. Januar 2021 grosserrat.bs.ch (PDF) vom 25.1.2021
Ausschreibung des Architekturwettbewerb Nauentor auf konkurado.ch vom 21.12.2021
Interpellation Veloverbindung durchs Nauentor grosserrat.bs.ch am 12.1.2022
Interpellation Gremium ist ausgewogen zu gestalten grosserrat.bs.ch am 12.1.2022
Anzug Veloabstellplätze rund um den Bahnhof SBB grosserrat.bs.ch am 20.3.2019
Emch+Berger Gruppe, Referenzprojekt Neubau Postreitergebäude Nauentor 2018
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Geschrieben von VELOP.CH am Freitag April 1, 2022

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