Velo parkt mit Gleisanschluss

Verkehrsorientierte Strassen in Tempo 30-Zonen

Tempolimiten auf der Autobahn oder flächendeckend Tempo 30 km/h auf verkehrsorientierten Strassen wirft ähnlich hohe Wellen. Die Strassenverbände ACS und TCS wittern auf Bundes- sowie Kommunalebene einen Angriff auf ihre Privilegien. Der Weg zur Temporeduktion ist steinig, sowohl in der Politik, dann auch bei der Umsetzung, wie beim Beispiel 'Hardstrasse' in Basel-Stadt nachgezeichnet werden kann.

.

Die Hardstrasse ist die einzige verkehrsorientierte Strasse mit Tempo 50 im Gellertquartier. In den Querstrassen gilt überall Tempo 30. Die anstehende Strassensanierung ist Auslöser eines UVEK-Berichts 'Umgestaltung der Tramhaltestellen in der Hardstrasse' vom 1.4.2020. Die Kommissionsmehrheit beantragt damit, den Regierungsrat zu beauftragen, auf die Einführung von Tempo 30 in der Hardstrasse hinzuwirken und diese in das bestehende Tempo 30-Gebiet zu integrieren. 

Gemäss den Fachleuten aus der Verwaltung ist das vorgelegte Projekt grundsätzlich kompatibel mit Tempo 50 und Tempo 30. Am Querschnitt der Strasse änderte sich mit Tempo 30 nichts. Es gälte dann aber Rechtsvortritt und die Trottoirüberfahrten würden vermutlich anders ausgestaltet. Aufgrund der tieferen Geschwindigkeit könnten drei der bei Tempo 50 entfallenden Parkplätze erhalten werden.

Im Ratschlag Rahmenausgabenbewilligung zur weiteren Umsetzung von Tempo 30 aus dem Jahr 2012 ist die Hardstrasse nicht aufgeführt; als verkehrsorientierte Strasse ist sie nicht Bestandteil des Tempo 30-Konzepts. Ebenfalls nicht für Tempo 30 in Betracht gezogen worden hat sie die UVEK, die bei der Beratung des genannten Ratschlags beantragte, einzelne verkehrsorientierte Strassen zu Tempo 30-Strecken zu erklären. Deshalb ist Tempo 30 bei der Erarbeitung des Vorprojekts nicht in Betracht gezogen.

Zwischen Kappellenstrasse und Karl Barth-Platz weist die Hardstrasse nachts eine geringfügige Strassenlärm-Immissionsgrenzwertüberschreitung auf. Gemäss derzeitigem Planungsstand sehen Amt für Umwelt und Energie, Tiefbauamt und Amt für Mobilität aber kein Tempo 30 aus Lärmschutzgründen vor. Mit den im Projekt vorgesehenen Massnahmen – Dämmung der Tramgleise und lärmreduzierender Belag – kann der Überschreitung des Lärmgrenzwertes auch ohne Reduktion der Geschwindigkeit begegnet werden.

Aus rein fachlicher Sicht lassen sich sowohl Tempo 30 als auch Tempo 50 rechtfertigen. Der Entscheid ist letztlich ein politischer. Die Kommissionsmehrheit ist der Meinung, dass im Interesse der Sicherheit für den Langsamverkehr auf Tempo 30 zu setzen ist. Die Hardstrasse ist das Zentrum des Quartiers und soll für alle Quartierbewohnerinnen und -bewohner sicher zu begehen und zu queren sein. Durch Tempo 30 wird der Aufenthalt attraktiver und die Anwohnerschaft muss weniger Strassenlärm erdulden.

Abgeklärt hat die UVEK in Zusammenhang mit der möglichen Einführung von Tempo 30, ob sich die Motion Aeneas Wanner und Konsorten betreffend Durchsetzung von Geschwindigkeitsbegrenzungen Tempo 30 im Bereich von Schulhäusern und Kindergärten auf die Höchstgeschwindigkeit in der Hardstrasse auswirkt. Dies ist nicht der Fall.

Eine Parlamentsmehrheit beschliesst 2020 die Klausel 'Der Regierungsrat wird beauftragt, die Einführung von Tempo 30 in der Hardstrasse voranzutreiben' aus dem Ratschlag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie zur Umgestaltung der Tramhaltestellen zu streichen.

In der Folge bleibt es bei der üblichen Ausgestaltung der Transitachse und den Implikationen bei den Abzweigungen in verkehrsberuhigte Quartierstrassen und Tempo 30-Zonen. Wir sehen die verlausierten Massnahmen, die in den 2010er Jahren erarbeitet wurden kritisch und fordern velofreundlichen Strassenbau flächendeckend.

.

Abzweigung von Hardstrasse in die Querstrassen bisher. Neu werden Fussgänger und Laufkundschaft priorisiert. Ob es den Geschäften hilft?
.
.

Neu mit Randstein, die Strassenhierarchie von Tempo 50 km/h nach 30 km/h will es so. Noch ausstehend ist das Abschleifen der Randsteine zur Sicherheit der querenden Velos.
.

Weitere Ausfallstrassen mit ähnlichen Präferenzen, Verkehrsorientiert mit hohen Fussängerfrequenzen und Velos ist die Güterstrasse im Gundeli sowie die Clarastrasse in Kleinbasel. Bei beiden Strassen ist die Planung aufwändig, das Päckli BehiG. konforme Tramhaltestellen, Instandshaltungsarbeiten für Wasser, Elektro und und neues Fernwärmenetzwerk macht Velopendlern, Anwohnern und Gewerbe zu schaffen. Die knappen Ressourcen beim Planungsamt machen sich einerseits beim aufwändigen Planungsverfahren bemerkbar. Auch bei der Umsetzung sorgen Mängel und Planungsfehler (siehe Rekurs von Pro Velo bei der Clarastrasse, bazonline.ch vom 6.3.2025) für Ärger und hohe Kosten. 

.
Verwandte Artikel
Velofeindliche Tramhaltestellen
Tempo 30 – trotzdem hohe Randsteine
Randsteine sind ein Auslaufmodell
.
.
.

Geschrieben von VELOP.CH am Monday February 7, 2022

Permanenter Link - Category: startseite

« Lärmschutz im Gellert - Trottoirüberfahrten – Knatsch bei der Umsetzung »