Seit April 2024 erarbeiteten sechs Planungsteams im Rahmen eines Studienauftrags Lösungen für die Gestaltung der beiden Bauwerke. Sie bestehen jeweils aus Fachleuten aus den Bereichen Städtebau, Architektur, Denkmalpflege, Ingenieurbau, Landschaftsarchitektur und Bauphasenplanung. Auftraggeber dieses standardisierten Wettbewerbsverfahrens sind SBB und Kanton Basel-Stadt. Ende Mai 2025 bestimmte ein Beurteilungsgremium aus fünf unabhängigen Fachpersonen und je zwei Vertretern von SBB und Kanton das Siegerprojekt.
Ausgedehntes und begrüntes Dach als zentrales Element
Dieses Siegerprojekt stammt vom Team Penzel Valier. Zentrales Element
des Projekts ist ein ausgedehntes, hinsichtlich künftiger Ausbauten
flexibel erweiterbares Dach. Dieses überspannt sowohl die neue
Tramhaltestelle auf der Margarethenbrücke als auch die Perrons bis kurz
vor die provisorische Passerelle. Es schafft so einen grosszügigen,
hallenartigen Raum. Dank seiner Bauweise versorgt das Dach nicht nur die
Perrons mit Tageslicht, sondern bietet gleichzeitig Fläche für
Begrünung und Energieproduktion.
Halle SNCF bleibt im Bahnhof erhalten
Die kantonal denkmalgeschützte Halle SNCF wird in einem ersten Schritt
leicht gekürzt vor den Westflügel versetzt. Dies ist nötig, weil deren
Stützen am aktuellen Standort nicht mit der künftigen Lage der Gleise
vereinbar sind. Wenn der neue Tiefbahnhof Basel SBB erstellt und die
provisorische Passerelle nicht mehr nötig ist, wird das fehlende
Teilstück auf dieser Fläche wieder errichtet. Mit diesen beiden
Schritten bleibt die historische Halle im Kontext des französischen
Bahnhofteils und in ihrer Funktion als Perronüberdachung erhalten. Dazu siehe auch Artikel zur Kontroverse, wie die Veloparkplatz-Situation beim Elsässertor für die kommenden 10 bis 15 Jahre verbessert werden kann.
Städtebaulich gute Einbindung der neuen Brücken
Das Projekt sieht für die beiden Brückenbauwerke eine schlanke
Tragstruktur vor. Dadurch liegen die Übergänge zu den Quartieren tiefer
als zu Beginn des Studienauftrags angenommen, insbesondere auf der Seite
Gundeldingen. Dies ist städtebaulich wichtig. Denn die neue
Margarethenbrücke wird höher sein als die bestehende Brücke. Grund dafür
sind bahnbetriebliche Anforderungen. Tiefere Übergänge bedeuten
folglich, dass die zuführenden Strassen weniger stark angehoben werden
müssen.
Zusammenfassend hält das Beurteilungsgremium darum im Schlussbericht zum Siegerprojekt fest: «Dem sehr differenzierten Entwurf gelingt es, dem neuen Mobilitätsknotenpunkt eine angemessene städtebauliche und architektonische Gestalt zu verleihen und den Bahnhof SBB allseitig mit dem Stadtgewebe zu verknüpfen.»
Zwei Projekte in je dreistelliger Millionenhöhe
Das Siegerprojekt bildet nun die Grundlage für die weitere Projektierung
der neuen Margarethenbrücke und des Perronzugangs Margarethen. Gemäss
Schätzungen auf Grundlage des Siegerprojekts dürften sich die Kosten je
Bauwerk auf einen niedrigen bis mittleren, dreistelligen Millionenbetrag
belaufen. Genauere Kostenschätzungen sind Teil der jetzt folgenden
Projektierungsarbeiten. Beim Perronzugang Margarethen sind Projektierung
und Umsetzung grundsätzlich finanziert. Das Projekt ist Teil des
Ausbauschritts 2035 des Bundes. Für die neue Margarethenbrücke haben
sich Bund und Kanton verpflichtet, die Projektierung gemeinsam zu
finanzieren. Die Finanzierung der Umsetzung ist noch nicht
gesichert.
Weitere Informationen zum Gesamtprojekt, zur öffentlichen Projektausstellung (19. Juni bis 28. Juni 2025) und zum öffentlichen Infoanlass (25. Juni 2025) finden Sie auf der SBB Projektseite «Ausbauten 2030er Jahre: Basel West» | Margarethenbrücke und Perronzugang Margarethenbrücke (PDF)
.Vorwort Jurybericht
Die sechs Teams, die aufgrund ihrer fachlichen Kompetenzen ausgewählt wurden, haben im oben angedeuteten Prozess ihre Entwürfe schrittweise entwickelt. Die Zwischenpräsentationen ermöglichten es, die Komplexität der Aufgabe zu erfassen, die Projektarbeit durch das Gremium zu begleiten und verschiedene Lösungsansätze zu testen. Zum Abschluss des Verfahrens lagen sechs ausgereifte und vielfältige Entwürfe vor, die sorgfältig geprüft und beurteilt wurden.Das Beurteilungsgremium übernahm, im Auftrag der SBB und des Kantons Basel-Stadt, die Verantwortung, sowohl für den Nahund Fernverkehr als auch für den öffentlichen urbanen Raum der Stadt Basel langfristig möglichst optimale Weichen zu stellen. Mit dem ausgewählten Projekt dürfte ein wichtiger Meilenstein für die Grossregion Basel gelingen. Das über Generationen den Stadtkörper trennende Gleisfeld wird mit der allseitigen Verknüpfung der Bahn mit dem Stadtraum in ein quartierverknüpfendes Momentum verwandelt und der heutige Bahnhof SBB aus seiner stadträumlichen Randlage befreit. Gleichzeitig erhält der neue Perronzugang Margarethen eine seiner Bedeutung angemessene architektonische Gestalt im öffentlichen Raum.
Die Grundlagen für dieses komplexe und langfristige Gesamtprojekt
sind mit dem heutigen Entscheid gelegt. Es werden naturgemäss manche
Jahre vergehen, bis dieses neue Stadtgetriebe seine volle Wirkung
entfalten wird. Die grosse Vorfreude darauf nährt sich aus der
Gewissheit, mit Sorgfalt und Massstab die aus heutiger Sicht beste
Lösung für den Basler Bahnhof Basel gesucht und gefunden zu haben.
Für das Beurteilungsgremium, Quintus Miller
Penzel Valier (Rang 1)
Ein grosses Dach schafft bereits im Zustand 2035 eine neue Basler
Bahnhofshalle. Gleichzeitig deckt es alle stadtseitigen Bedürfnisse
inklusive des Witterungsschutzes der Tramhaltestelle ab. Seitliche,
tieferliegende Dächer stellen den Übergang ins Quartier Gundeldingen
und zum Elsässertor her. Die Grosszügigkeit des Hallendaches lässt den
tatsächlich schmalen Raum von Margarethenbrücke und Perronzugang
dennoch weiträumig erscheinen.
ARGE Margarethen (Rang 2)
Die Überdeckung des Perronzugangs Margarethen wird mit einem ausladenden
Dach auf drei Pylonen vorgeschlagen. Dadurch sind mit wenigen Mitteln
nahezu alle Abgänge zu den Gleisen, sowie der Perronzugang und der
östliche Tramhaltebereich angemessen witterungsgeschützt. Gleichzeitig
ist das grosszügig ausladende und gut gegliederte Dach im Stadtraum als
Ankunftsort gut erkennbar und weist mit der einfachen Konstruktion
eine angemessene räumliche Präsenz auf. Die Halle SNCF wird am heutigen
Ort leicht verschoben und abgeknickt.
MABA (Rang 3)
Die in der ersten Bearbeitungsphase weit über den Projektperimeter
ausgreifende Vision wurde zu einem ortsbezogenen Vorschlag verdichtet.
Das Konzept ist klar und einfach: Eine aufgespannte
Seilnetzkonstruktion mit nur drei Pylonen überdeckt in einer einzigen
grossen und expressiv bewegten Geste hallenartig alle wesentlichen
neuen Funktionen des geplanten Gleiszugangs.
StadtBahnhofBrücke (Rang 4)
Das zugrunde liegende Konzept ist einfach und klar: Mit der
Translokation der Halle SNCF von ihrem Ursprungsort im französischen
Bahnhof Basel auf die neue Margarethenbrücke entsteht ein grosszügiger
und zeichenhafter Zugang zu den Gleisen. Für die Umsetzung dieser
Grundidee muss die Brücke verbreitert werden. Begrünungsmassnahmen sind
eine Pergola auf der Brücke sowie begrünte Perrondächer.
GP uas ag (Rang 5)
Der Projektvorschlag für die Überdeckung des Perronzugangs Margarethen
besteht aus einer einfachen, schlanken Stahlrohrkonstruktion, welche mit
trapezoiden Stahlrahmen auf die darunter liegende Gleisgeometrie
eingeht. Die 21 Felder der Überdeckung werden mit kissenartigen,
transluziden Füllungen aus Kunststoff (ETFE) ergänzt, welche den
Witterungsschutz und die räumliche Fassung der Aufgänge, des
Perronzugangs sowie des östlichen Tramhaltebereichs gewährleisten. Die
Halle SNCF wird vor den Westflügel umplatziert und bleibt damit im
Kontext des französischen Bahnhofs und in seiner Funktion als
Perronüberdachung erhalten.
Margarethen 2024 (Rang 6)
Die Halle SNCF wird als Ankunftshalle auf die Margarethenbrücke
versetzt. Eine neue Verglasung im Hallen dach und Öffnungen im Boden
der Brücke lassen Ta geslicht bis auf die Perrons hinunter und schaffen
eine visuelle Verbindung zwischen Gleisfeld und Stadtraum. Für die
Umsetzung dieser Grundidee wird der Perron zugang aber breiter als
nötig.